Sichtung und Beurteilung von Archivbeständen, Nitrofilm aussondern
Erstellung von Handlungsbedarfsempfehlungen
Digitalisierung sämtlicher Bild- und Tonmedien in versch. Formate
Filmabtastung in HD und 2K oder Filmscanning bis 8K
Alle Formate, 8mm, Super8, Pathé 9,5mm, 22 und 28mm, 16mm, 35mm und 70mm
Alle Filmtonformate ( Spectral, SR, Perfo, 2-Spur, etc... )
Alle Videoformate, z.B. 1-Zoll. U-matic, MII, DVCPro, VCR, V2000, Betamax, EIAJ, etc...
Technische oder inhaltliche Erfassung, Erstellung von Datenbanken
Hosting, Lagerung, Reinigung, Entsorgung
Scanning von Fotos, Glasplatten, Dias, Negativen, etc.
Retrodigitalisierung
Persönliche Abholung und Rücklieferung .- bundesweit - auch CH und A
Hier finden Sie unsere Referenzen im Bereich Archivdigitalisierung
Hier finden Sie Arbeitsbeispiele
Sie haben "unbekannte" Medien, die Sie nicht zuordnen können ? Fragen Sie uns oder schauen Sie hier: Medien erkennen
Haben Sie Fragen zur Filmrestaurierung und Farbkorrektur, dann schauen Sie hier: Colorgrading
Das Thema „Rettung historischer Filmbestände“ ist ein gewaltiges Feld, denn es betrifft zum einen den „Ottonormalbürger“, der oft jede Menge Super 8 Filmrollen oder VHS Kassetten in irgendwelchen Schränken liegen hat, genauso aber auch Kommunen, in deren Kellern nicht selten auch noch die hochgefährlichen Nitrofilme lagern und Unternehmensarchive. Hier finden sich oft die spannendsten Film- und Videoformate, die niemand mehr kennt, geschweige denn abspielen und digitalisieren kann. ( Medienformate erkennen und zuordnen )
Das sind aber noch die Quellen, bei denen man damit rechnet. Unterschätzt wird das Thema oft bei Filmproduktionsfirmen, die ihre alten Produktionen im Archiv – oft aus Kostengründen – nicht ausreichend sichern und schnell gehen Filmschätze verloren, die durchaus noch einmal eine Neuauswertung im HDTV hätten erfahren können. Denn wenn Dokumentarfilme oder Spielfilme auf 16mm oder gar 35mm gedreht wurden, ist es in der Regel möglich, eine HD Filmabtastung oder einen 2K Scan zu machen und so eine nutzbare Digitalisierung herzustellen. Bereits heute sind viele Filme, die kaum mehr als 10 Jahre alt sind, „verschollen“, weil Kinos eigentlich nur noch digital abspielen und Fernsehanstalten mit Film schon lange nichts mehr anfangen können. Dabei gibt es so viele schöne und spannende Filmproduktionen, die man durchaus gerne noch einmal als Digitalisat sehen möchte.
Teil des Maschinenraums mit 1-Zoll, MII und D1 MAZ und anderen Formaten
Das älteste Gerät bei Artus: Ein Drahtspulen-Rekorder ( Recording Wire ), Baujahr 1941
Aber leider scheitert es da am lieben Geld, das in Deutschland doch sehr knapp ist. Gerade mal etwas mehr als 10 Millionen kommen bundesweit bei Filmförderungen zusammen, wenn es darum geht, Filme zu digitalisieren oder gar zu restaurieren - und natürlich zählen da in erster Linie nur Spielfilme als "erhaltenswert". Holland hat dafür bereits 45 Millionen im Topf, Frankreich und Großbritannien jeweils über 400 Millionen. Ist das filmische Erbe hier so wenig wert? Das scheint so zu sein, denn auch Kommunen oder viele Unternehmen unterschätzen den Wert, den historisches Filmmaterial darstellen kann. In Gemeinden sollte es einfach zur Wahrung der Geschichte gehören, und in Unternehmen wird oft unterschätzt, wie gut sich altes Filmmaterial als Marketingwerkzeug einsetzen lässt, kann man damit doch ganz schnell und einfach Erfahrung und Beständigkeit belegen und auch in der internen Kommunikation lässt sich nicht leugnen, das Mitarbeiter durchaus eine andere Einstellung zum Arbeitgeber entwickeln, wenn sie z.B. sehen, welche Meilensteine in der Vergangenheit gesetzt wurden.
Genug geschimpft, es ist ja zum Glück nicht überall so und so durften wir bei uns bereits für viele große und kleine Unternehmen Filmarchive digitalisieren oder Spielfilme restaurieren.
Geld ist vielleicht nicht immer da, die Prioritäten gerade an einer anderen Stelle. Aber dennoch kann man einiges tun, um Filmbestände, sowohl im Amateurbereich als auch im professionellen Sektor für die Zukunft zu sichern. Das beginnt damit, das man zunächst einmal eine Bestandsaufnahme macht. Was ist vorhanden und auf welchem Bildträger ? Dazu finden Sie eine Übersicht über Film- und Videoformate in unserem Artikel zu historischen Medienformaten, insbesondere auch Bilder von Videokassetten und Systemen, die kaum mehr jemand kennt. Wo ganz klar ein sofortiger Handlungsbedarf besteht ist, wenn sich im Filmarchiv Nitrofilme finden. Diese können sich nämlich im schlimmsten Falle selbst entzünden und sollten daher umgehend digitalisiert und in ein geeignetes Archiv abgegeben werden. Infos zum Umgang mit Nitrofilmen finden Sie hier: Nitrofilm
Wenn erfasst ist, was an Material vorhanden ist, kann möglicherweise bereits aussortiert werden, was erhalten werden muss und was nicht. Aber hier ist Vorsicht geboten: Wenn Sie z.B. von einer VHS Videokassette 3 Stück haben, dann kann man natürlich nicht einfach 2 wegwerfen, denn die Verbleibende könnte beschädigt sein. Nur wenn sehr große Mengen von einem Film vorhanden sind, kann man das natürlich schon wagen, oder wenn klar ist, das z.B. die VHS.Kassetten Kopien von z.B. einem 16mm Film oder einer Betacam Videokassette sind. Dann ist das „Mastermaterial" sicher sehr viel besser. Wenn man aber die Möglichkeit hat, dann alles aufheben.
Magnetbänder und Filmrollen sind in ihrer Beschaffenheit gänzlich unterschiedlich. Magnetbänder, also Videokassetten und Tonbänder, sind magnetische Speichermedien. Diese entmagnetisieren sich einfach über die Jahre von ganz allein. Das geht natürlich ganz langsam, aber die Qualität der auf den Bändern gespeicherten Information geht kontinuierlich verloren. Faktoren wie Wärme beschleunigen das ganze. Also bei Videokassetten gilt schon einmal, kühl lagern. Dazu kommt, das die Trägermaterialien des Bandes Weichmacher enthalten, die von UV Licht und von Wärme angegriffen werden können. Also: Kein Sonnenlicht. Aber wer jetzt auf die Idee kommt, Videos einfach im Kühlschrank zu lagern, sollte vorsichtig sein: Feuchtigkeit ist auch schlecht. Denn manche Videobänder haben, abhängig von den damals verwendeten Klebstoffen mit denen die Magnetschicht auf den Träger aufgebracht wurde, die unangenehme Angewohnheit, zu schimmeln. Wenn das passiert, ist das Band fast verloren. Also: Kühl, trocken, ohne Sonnenlicht. Dann könnte ein Magnetband lange halten. Wir haben schon VHS Videokassetten digitalisiert, die waren von 1978, aus der Geburtsstunde des Systems, und die Bilder waren noch klar und ordentlich, aber wir hatten auch schon Bänder von 1995 die kaum noch ansehbar waren. Und noch was: Videokassetten und Magnetbandrollen sollten niemals liegend gelagert werden. da die Möglichkeit besteht, das die Bandkanten durch das Eigengewicht mit der Zeit Schaden nehmen.
Filmrollen sind da deutlich besser. Während sich ein Magnetband allein durch natürlich vorkommende Magnetfelder über lange Zeit in jedem Falle verändert, könnte ein chemischer Film, egal ob Super 8 oder 35mm, bei idealer Lagerung 1000 Jahre und mehr unbeschadet überstehen. Ideal wäre bei 4 Grad und 20% Luftfeuchte. Bedingungen, die man nun nicht gerade überall zur Hand hat. Daher sieht die Realität hier dann auch eher so aus wie bei Videokassetten. Filme sind oft bereits nach 30 oder 40 Jahren farbstichig und brüchig. Dennoch überleben sie in der Regel deutlich länger und besser als Videokassetten, und wenn man sie jetzt kühl und trocken weiter lagert, können sie auch noch eine ganze Weile erhalten bleiben. Auch hier gilt, wie bei Videokassetten: Trocken ist wichtig. Denn alle Theorie ist schön und gut, bezieht sich aber auch darauf, das mit dem Filmmaterial immer ideal umgegangen wurde. Da aber die Filmentwicklung ein chemischer Prozess ist, bei dem verschiedene Chemikalien in Form von Tauchbädern zur Anwendung kommen, kommt es durchaus vor, das Chemikalien nicht ausreichend aus dem Film ausgewaschen wurden oder z.B. die Fixierlösung nicht lange genug einwirken konnte. Das heißt, dass der chemische Prozess der „Entwicklung“ unter Einfluss von Wärme aber vor allem Luftfeuchtigkeit ganz langsam weiter voranschreiten kann. Eigene Erfahrungen aus dem Fotolabor zeigen, das gute, kontrastreiche Negative nach 20 Jahren nahezu unbrauchbar wurden. Denn bei einer Filmentwicklung müssen Entwicklungszeit und Temperatur genau stimmen. Zu lang, zu kurz, zu heiß oder zu kalt und man verliert Kontrast oder hat starkes Filmkorn... genau das kann dann natürlich auch ganz schleichend passieren. Eine kleine Übersicht zur Haltbarkeit von Film finden Sie hier: American Institute of Conservation oder für Videobänder bei Sony, einem der erfahrensten Geräte- und Bandhersteller. Und viele Tips zur Medienkonservierung natürlich bei der Library of Congress.
Nach unseren Erfahrungen sollte natürlich alles so schnell wie möglich digitalisiert und gesichert werden. Egal ob Film oder Video. Aber dazu fehlt oft die finanzielle oder logistische Kapazität, denn schließlich muss dann ja alles auch gesichtet und katalogisiert werden. Daher raten wir dazu, zunächst einmal die "magnetischen audiovisuellen Medien" - also Videokassetten, Videobänder und Tonmedien zu bearbeiten, während Filme unter guten Bedingungen weiter gelagert werden. Denn einmal haben wir bei magnetischen Medien ja das Problem der schleichenden Entmagnetisierung sowie Probleme mit Weichmachern und Klebstoffen und dann noch ein ganz anderes Problem: Die Abspielgeräte. Während derzeit gut 10 Hersteller immer neue Geräte zur professionellen Digitalisierung von Filmmaterial auf den Markt bringen, gibt es keinen einzigen, der daran denken würde, einen VHS-Rekorder neu zu erfinden. Da gibt es seit Jahren nicht einmal mehr Ersatzteile. Das heißt, es dauert nicht mehr lange, und die vor 10 Jahren noch gängigen Videoabspielgeräte finden sich nur noch im Deutschen Museum. Mit Systemen wie VCR oder 2-Zoll ist das ja bereits so. Wir verfügen noch über Maschinen der verschiedensten, bereits lange ausgestorbenen Systeme, aber der Wartungsaufwand ist immens und die Zeit absehbar, in denen diese Geräte versagen und das Know-How zur Instandsetzung verschwinden wird.
Eine Skip-Field ( Bj. 1965 ) und eine EIAJ Maschine ( Bj. 1971 )
Filmscanner werden aktuell noch weiterentwickelt und gebaut
Die Möglichkeiten sind sehr umfangreich. Zum Beispiel bieten das auch viele Fotogeschäfte ( sofern es die noch gibt ) und auch große Elektronik Discounter an. Allerdings, sobald man spezielle, eher seltene AV-Medien-Formate hat, wird man da nicht viel Erfolg haben, ganz zu Schweigen von einer Beratung. Dafür sind die Preise niedrig. Allerdings sollte man sich gut überlegen, ob man Unikate dort hinbringen will, denn die meisten machen das nicht selbst, das heißt, unwiederbringliche Filmschätze oder Videokassetten werden zum Digitalisieren durch die halbe Republik oder Europa geschickt, denn Geiz ist geil.
Natürlich gibt es auch professionelle Anbieter, bei denen Sie auch eine Beratung bekommen und eventuell schon gleich Aussagen zum Zustand des Materials. Denn letzten Endes ist es immer wichtig, was Sie später mit dem Material vorhaben. Soll es einfach nur zum Sichten überspielt werden oder so, das man es langfristig auch archivieren und später weiterbearbeiten kann ? Wenn Sie ambitionierter Amateurfilmer sind, wird es Ihnen nicht reichen, wenn VHS-Kassetten oder Super 8 Filme einfach mit einem DVD Rekorder auf Scheiben gebracht werden, denn da ist die Komprimierung einfach sehr mäßig, eine spätere Weiterverarbeitung oder Retusche eher unmöglich.
Aus Sicht des Profis gilt natürlich, je weniger Kompression, desto besser. Allerdings haben wir es dann schnell mit großen Datenmengen zu tun, die ja dann auch sicher gelagert werden müssen. Als eigentlich ideal und sehr universell einsetzbar bei guter Qualität hat sich das Apple Pro Res HQ Format erwiesen. Mit um 200 Mbit/s ( in HD ) ist es ähnlich stark komprimiert wie eine HDCAM SR Aufzeichnung, kann aber in der Regel via FireWire 800 oder USB 3.0 von externen Festplatten überall da abgespielt werden, wo ein kostenlos erhältlicher Quicktime Player installiert ist. Ein 90 Minuten Spielfilm benötigt ca. 120 GB Platz, im Vergleich dazu würde er unkomprimiert in Full HD über 1 Terabyte Platz benötigen und könnte nur über ein entsprechend schnelles Festplatten Raid abgespielt werden. Gleiches gilt für den bei Archiven beliebten FFV1 Codec, der um 500 bis 800 GB für einen Spielfilm verbraucht. ( Hier kann man den nötigen Speicherplatz von Digitalisaten berechnen: Video Disk Space Calculator )
Wer aber vorhaben sollte, später einmal noch umfangreich an eine Farbkorrektur zu gehen, der sollte Filmmaterial als DPX Files ( oder auch TIFF oder BMP ) in 444 speichern. Auch der AppleProRes Codec ist in 444 verfügbar und wäre eine Alternative, wenn Speicherkapazität eine Rolle spielt.
Da Festplatten keine besonders sichere Sache sind, wäre hier das Streamer-Bandformat LTO empfehlenswert. Auf das gängige LTO7 Band können problemlos 5 Terabyte auf eine kleine Datenkassette gespeichert werden, also ein ganzer, unkomprimierter Spielfilm in 444 DPX Files und 4K. Mit Überspielung und Material kostet das pro band um 150 €. Also macht es Sinn, gleich noch ein Backup zu machen. Qualitativ besser als HDCAM SR 444 und billiger, auf jeden Fall sinnvoll. LTO wird auch aktuell ständig weiterentwickelt, weil es für die Datensicherung in der Industrie- und Finanzwelt eingesetzt wird. So gibt es inzwischen schon LTO-9 mit 18 TB je Kassette. Die Laufwerke sind bedingt abwärts kompatibel. Das heißt also, auch wenn die Bänder gut 10 bis 20 Jahre ohne "Wartung" halten, sollte man sich bei Zeiten um eine Migration kümmern.
Formate wie DVD, MPEG4 oder XDCAM sind zwar schön handlich, platzsparend und gut anzuschauen, aber die starke Komprimierung macht eine Weiterbearbeitung unter Umständen sehr schwierig bis unmöglich. Nach wie vor nicht außer Acht lassen sollte man, Filmbestände z.B. auf Digital Betacam oder HDCAM SR zu sichern. Diese Formate sind weltweit sehr gut verbreitet und in der Regel in jeder professionellen Videobearbeitungs- oder Filmproduktionsfirma zu finden. Auch die großen Sendeanstalten und Filmstudios haben sich weltweit auf diese beiden Bandformate eingeschossen. Die Haltbarkeit eines digitalen Videobandes liegt bei rund 20 Jahren, wenn es regelmäßig alle ein bis zwei Jahre einmal „bewegt“ also hin- und hergespult wird und natürlich korrekt gelagert ist. Vorteil der Systeme DigitalBetacam und HDCAM SR: Beide benutzen mechanisch dieselbe Kassette. Erfunden wurde diese bereits um 1980 für das Betamax und das Betacam Videoformat. Seitdem hat der Erfinder Sony immer neue Systeme auf den Markt gebracht, zuletzt eben das HDCAM SR Format. Der Clou: selbst die neusten HD Maschinen können noch die ganz alten analogen SD-Betacam-Bänder von 1983 abspielen, so dass man davon ausgehen darf, das diese Formate auch künftig gut abspielbar sein werden.
Anderen Formaten anderer Hersteller war und ist dieses Glück leider nicht beschert und wer einst auf das falsche System zur Archivierung setzte sieht sich bereits nach wenigen Jahren vor einer neuen, teuren Herausforderung, um seine Filmbestände zu bewahren. Aber was nun wirklich immer für Bänder - seien das DigiBeta, HDCAM SR oder LTO - spricht ist ganz einfach: Fällt ein Band zu Boden, passiert in der Regel nichts. Fällt eine Festplatte zu Boden, sind in der Regel mehrere Terabyte, also wenn es dumm läuft 10 oder mehr Stunden, Archivmaterial unwiederbringlich zerstört. Dazu kommt - stehen die Bänder im Schrank, kommt auch kein Virus dran!
Sicher wollen Sie ihr Material später noch einmal weiter bearbeiten oder aber auch restaurieren, weil z.B. jetzt nicht genug Kapazitäten vorhanden sind oder künftige technische Möglichkeiten vielleicht erst eine sinnvolle Restaurierung zulassen.
Um hier gerüstet zu sein, ist es wichtig, eine „saubere“ Sicherung des Materials vorzunehmen. Bei Videokassetten und Videobändern heißt das, es müssen professionelle Abspielgeräte verwendet werden. Viele Anbieter z.B. benutzen bei VHS Videokassetten einfach einen billigen Consumer Player. Solche Geräte haben oft verheerend schlechte „Bildverbesserungen“ eingebaut, die z.B. Helligkeit und Kontrast beeinflussen, Bildrauschen verringern ( durch Unschärfe ) und dann wieder fiese künstliche Schärfe zugeben. Wellenlinien ziehen sich durchs Bild, weil mangelhafte Mechanik nicht mit gealtertem Band klar kommt. Vernünftig ist, keinerlei fragwürdige Bildverbesserungen zu verwenden, in jedem Fall aber einen Time Base Corrector, denn der tut seinen Dienst nur, wenn er direkt in den analogen Signalweg eingeschaltet wird. Später im digitalisierten Material lassen sich solche Laufzeitfehler nicht mehr erkennen und korrigieren, gleiches gilt für eine gute Drop-out Kompensation. Denn wenn man gerade im Bereich der Künstlichen Intelligenz sieht, was hier in nur kurzer Zeit möglich wurde, kann man sich vorstellen, das man vielleicht in 10 Jahren VHS Aufnahmen tatsächlich in gutes 4K Bild wandeln und dabei Farben und Bandfehler korrigieren kann. Schwierig dürfte das werden, wenn bereits beim Digitalisieren am Bild "rumgepfuscht" wurde.
Bei Filmmaterial verhält es sich ähnlich. Digitale Bildverbesserungen, wie sie gerne mit angeboten werden, können für eine spätere Restaurierung tödlich sein. So gibt es gerne „Filmkornreduktion gratis“ oder „Digitales Wetgate“ und ähnliches. Dahinter stecken gute oder weniger gute Geräte, die aber alle irgendwo auch Fehler machen, die später nicht mehr zu eliminieren sind. Hat man zum Beispiel einmal eine Filmkornreduktion gemacht, kann man nie mehr eine zweite anwenden, da diese das echte Filmkorn ja nicht mehr erkennen kann. Man ist also immer an diese eine Einstellung gebunden, auch wenn es hier immer bessere Tools gibt. Noch schlimmer ist die Unart, 18 Bilder/ Sekunde, eine bei Super 8 Filmen oder alten 16mm Filmen häufige Aufnahmegeschwindigkeit, auch so auf Videoband oder auf digitale Files zu überspielen. Da aber kein System, z.B. DVD oder BluRay, Videoband oder AppleProRes mit 18 Bildern/ sek. Arbeiten kann, muss der Filmabtaster 25 Bilder pro Sekunde ausgeben, also zu den 18 Bildern vom Film noch 7 pro Sekunde dazu erfinden. Die werden dann in ein Interlaced Bildsignal dazwischen geblendet. Zum anschauen okay, aber alle Systeme, die Staub, Schmutz, Kratzer oder Filmkorn digital entfernen könnten, brauchen echte Vollbilder, um sie miteinander zu vergleichen und so herausfinden zu können, was Bildinhalt und was nur auf einem Bild auftretender Schmutz oder Filmkorn ist. Dank der „erfundenen“ Zwischenbilder besteht dazu keine Chance mehr, aus archivarischer Sicht also eine nutzlose Sicherung. Gleiches gilt für viele andere Dinge, wie zu starkem Beschnitt des Bildes, ominösen Anpassungen von 4:3 auf 16:9 oder dem Upscalen von VHS-Videokassetten auf HD.
Über den Begriff "Retrodigitalisierung" stolpert man des Öfteren. Gemeint ist, AV Medien Archivbestände, die bereits vor längerer Zeit schon einmal digitalisiert wurden, noch einmal neu zu digitalisieren. Das macht durchaus Sinn - wenn es um Filme geht, wie Super8, 16mm und 35mm Filme. Denn oft wurden die nur in SD Auflösung - also mit 720 x 576 Pixeln - digitalisiert. Aus Kostengründen oder weil es HD und 4K einfach nicht nicht gab. Dann ist eine Retrodigitalisierung auf jeden Fall sinnvoll. Denn Film, auch Super 8, kann viel mehr Auflösung bieten als SD. Liegen Bestände bereits in HD vor, ist eine Retrodigitalisierung genau abzuwägen. Bei 35mm macht dann 4K auf jeden Fall Sinn, bei 16mm und 8mm Film nur, wenn das Material das auch bietet oder wenn die alte Digitalisierung versehentlich mit 18 Bildern pro Sekunde gemacht wurde und "Geisterbilder" hat - oder nur auf DVD erfolgte.
Was bei einer Retrodigitalisierung auf jeden Fall wichtig ist: Die vorhandenen Digitalisate auf jeden Fall auch bereitstellen, denn oft würde das Bild damals mäßig, der Ton aber gut digitalisiert. Denn im Bereich Ton hat sich in den letzten 30 Jahren nicht viel geändert. Dann kann man ggf. Kosten für Ton-Retrodigitalisierung sparen - oder der Ton war damals - weil weniger gealtert - tatsächlich noch besser.
Bei Videobändern und Tonmedien macht es in der Regel keinen Sinn, wenn diese in ihrer nativen Auflösung in einen halbwegs verlustfreien Codec digitalisiert wurden. Denn hier gibt es keine "neueren" oder "besseren" Digitalisierungsverfahren. Fragen Sie uns aber gerne, wenn Sie unsicher sind.
Es ist richtig, schnell möglichst viel zu retten... aber es ist Vorsicht geboten, denn viele Anbieter sehen sich mehr als „Massendigitalisierer“ denn als „Bewahrer des filmischen Erbes“. Aber es gibt zum Glück zahlreiche Stellen, die hierzu auch vernünftig beraten können, wie zum Beispiel die "Landesfilmsammlung" im “Haus des Dokumentarfilms“ in Stuttgart, die sich genau auf diese Aufgabe spezialisiert haben. Rat kann man aber auch beim Bundesfilmarchiv und auf zahlreichen Webseiten finden.
Wir selbst beraten auch gerne und unverbindlich, prüfen Bestände und bewerten, wo schnell gehandelt werden muss und was noch Zeit hat. Ganz unverbindlich, weil wir Film einfach mögen!
Wenden Sie sich einfach an uns, wir können Ihnen auch verschiedene weitere Informationsquellen für nationale- und internationale Archive nennen.
Auf unserer Webseite finden Sie Arbeitsbeispiele für die Archivsicherung sowie Hilfestellung bei der Zuordnung von Film- und Videoformaten sowie dem Umgang mit Nitrofilm. Oder kontaktieren Sie uns.