Da es inzwischen den klassischen 35mm Film für Festivals oder Kinowerbespots nicht mehr gibt, muss heute für jede Wiedergabe eines Filminhaltes innerhalb eines Kinoprogramms ein sogenanntes DCP – ein Digital Cinema Package – erstellt werden. DCP ist ein Format, das international genormt ist und somit auch weltweit abgespielt werden kann. Generell können viele Kinos auch Spots als MP4 oder als Blu-Ray zuspielen, aber da sieht es dann mit der Norm schon gleich wieder ganz schlecht aus... größere Kinoketten oder Festivals machen das dann auch genau deswegen nicht, weil dabei einfach zu viel „verrutschen“ kann und die Wiedergabe dann fehlerhaft sein kann.
Ein DCP ist eigentlich eine JPEG 2000 Sequenz verpackt in einem MXF Container. Bild und Ton sind dabei getrennt und werden über eine separate Datei kombiniert. Daher ist es auch möglich, DCP's mit verschiedenen Tonspuren oder sogar Untertitelspuren auszustatten. Aber hier gibt es zuweilen Kompatibilitätsprobleme, weswegen wir davon eher abraten.
Für ein DCP gibt es generell jede Menge Formate – leider – inzwischen. Aber generell kann man nichts falsch machen, wenn man die Daten für ein DCP z.B. in Full HD abliefert. Da ist ein HDCAM SR Band dann ideal oder ein Apple ProRes HQ File. Allerdings ist HD ja 16:9 also 1:1,77 im Seitenverhältnis. Das Breitwand-Kino aber 1:1,85. Das bedeutet, man hat dann im fertigen DCP rechts und links einen schmalen, senkrechten schwarzen Balken, der aber kaum störend auffällt. Vorteil ist, das vorhandenes HD Material so einfach verwendet werden kann. Ideal aber wäre die Anlieferung gleich in Breitwand. Hier müsste dann ein Apple Pro Res oder eine Einzelbildsequenz in 1998 x 1080 Pixel bei 72 dpi Größe angeliefert werden. Das entspricht dann dem „Flat“ DCP Standard, der am gebräuchlichsten ist. Insbesondere bei Werbespots. Darüber hinaus können aber auch Scope-Formate erstellt werden, hier wäre die Größe 2048 x 858 Pixel bei 72 dpi. Scope, also 12,29 macht jedoch bei Spots keinen Sinn, da in der Regel die Werbeblöcke vor den Filmen nie in Scope gezeigt werden. Dafür wird nämlich in der Regel die Leinwand weiter aufgemacht, das passiert natürlich nicht in einem Werbeblock, sondern nur für den Hauptfilm.
Darüber hinaus gibt es natürlich noch das Full Format oder 4k Formate, die aber in der Regel von Kinos und Festivals nicht immer angenommen werden.
In Europa hat das Fernsehen immer 25 Vollbilder oder 50 Halbbilder pro Sekunde. In den USA, Japan und Südamerika 29,98 bzw. 59,98 Bilder.... Kino aber hat zum Glück weltweit und schon seit 100 Jahren eine Bildrate von 24 Bildern pro Sekunde. Das heißt, Material für ein DCP sollte idealerweise bereits in 24 Bildern / Sekunde angeliefert werden. Generell ist es zwar kein Problem, aus 25 Bildern/ Sek., 24 zu machen, aber da ja auch der Ton dadurch um 4% langsamer wird, kann das zu unerwünschten Veränderungen führen und es ist besser, wenn man das gleich alles korrekt aufeinander abstimmt. In Europa können inzwischen nahezu alle Kinos auch 25 fps DCPs abspielen. Nur bei Lieferung in z.B. die USA ist Vorsicht geboten. Und dann natürlich das Längenthema: wenn im Kino 30 Sekunden gebucht sind, und es wird ein Spot in 25 B/s mit genau 30 Sekunden angeliefert, wird er im Kino fast 32 Sekunden haben und das kann dann zu Nachberechnungen führen. Also bitte immer die finale Laufzeit im Blick behalten.
Neu ist HFR. Das heißt High Frame Rate und hat 48 Bilder/ Sekunde. Ziel ist, eine für das menschliche Auge flüssigere Bewegung vor allem bei Schwenks zu erreichen. Denn das menschliche Auge kann ca. 70 Bildwechsel/ Sekunde wahrnehmen. Allerdings macht es jetzt wenig Sinn, alle Filmproduktionen oder Werbefilme sofort in HFR zu produzieren, da auch hier nur wenige Kinos bereits in der Lage sind HFR abzuspielen.
Das ist ein ganz wichtiges Thema: Ein DCP wird generell im XYZ Farbraum erstellt. Entscheidend ist, dass das Quellmaterial richtig gewandelt wird. Daher müssen Daten für ein DCP immer im RGB oder im YUV Farbraum ( gerne auch 601 oder 709 benannt ) angeliefert werden und es ist wichtig, dass der Farbraum auch ersichtlich ist. Sonst kann es zu unschönen Veränderungen des Kontrastes und des Detailreichtums kommen. Prinzipiell kann man bei den meisten Bildbearbeitungsprogrammen einstellen in welchem Farbraum Daten ausgegeben werden sollen. Geht das nicht ist es sinnvoll, einen Farbbalken bzw. ein Testbild in einem separaten File mitzuliefern. Das Testbild sollte in dem verwendeten Bildbearbeitungsprogramm erzeugt sein und drei farblose Balken mit 0%, 50% und 100% Helligkeit beinhalten sowie 3 Farbflächen mit jeweils reinem Grün, Rot und Blau.
Ein DCP kann eine Mono-Tonspur beinhalten, die dann entsprechend auf die Kanäle verteilt wird, aber natürlich auch eine Stereospur oder einen 5.1 oder 7.1 Surround Ton. Bei einer Filmproduktion entscheiden Gestaltung und Budget über das Tonformat, bei einem Werbespot sollte man bedenken, dass inzwischen sehr viele Spots in Surround sind, das heißt, in diesem Umfeld würde ein reiner Stereospot eher herausfallen und in den hinteren Reihen schlechter gehört werden. Ein Stereoton kann ohne großen Aufwand auf „Surround“ aufgeblasen werden. Wichtig ist die Lautstärke. Während Fernsehprogramme auf max. -9 dB digital gepegelt werden, sollten Kinotöne maximale Pegel von ca. -4,5 dB haben. Das sind ganz grobe Richtwerte für den „Hausgebrauch“. Prinzipiell gilt für Fernsehprogramme ja die 128 Norm, die aber für den Laien nur schwer machbar und vor allem schwer messbar ist. Gleiches gilt für den Kinostandard. Richtwert ist LEQ82, aber man wird in einfacheren Programmen vergeblich nach irgendeinem Tool suchen, das so was erzeugen kann. Daher unsere „Hausmacher“ Empfehlung. Allerdings sollte man es vermeiden, den Ton mittels Kompressor so zu quetschen, dass alles auf -4,5 dB läuft. Das mag im TV sinnvoll sein, aber nicht im Kino, wo man einen sehr viel größeren Dynamikumfang einsetzen kann, denn zum einen sind die Tonanlagen besser eingerichtet, meist lauter aufgedreht als zuhause und Nebengeräusche eher weniger.
Prinzipiell kann man alles anliefern, denn ein professionelles Studio sollte mit jedem Format klar kommen. Das Problem ist dann eher, dass vielleicht einfach die Qualität nicht reicht oder ein zusätzlicher aufwand darin besteht, Farbraum und Tonformat festzustellen. Daher eigen sich für die Anlieferung besonders: Apple Pro Res HQ Quicktime Files, HDCAM SR Bänder oder DPX, TIFF oder TGA Einzelbildsequenzen. Berücksichtigen Sie aber hier, dass die Vorführer bei einen DCP nichts abschneiden können. Also wenn man früher immer in Bild und Ton eine Startmarke setzen musste für die Filmkopie, dann müssen für ein DCP Bild und Ton einfach gleichzeitig anfangen, einen Techno. Vorspann gibt es nicht mehr. Der wäre, wie bereits erwähnt, separat anzuliefern und sicher hilfreich. Sollten Sie andere Formate anliefern müssen, weil Ihnen zur Zeit nicht anderes zur Verfügung steht, achten Sie darauf, das bestmögliche und größtmögliche File zu nehmen, das sie haben. Bei MP4 oder anderen, gängigen Formaten ist in der Regel die Datenrate recht niedrig. Nur zur Verdeutlichung: ein DCP hat so um 120 MBit/ Sekunde. Eine Blu-Ray ca. 25 MBit/ s und die meisten HD TV-Programme zwischen 6 und 12 MBit/ s und da liegen auch die meisten MP4 oder WMV Formate. Also weit unter dem, was möglich wäre. Niedrige Datenraten müssen nicht zwingend ein Problem sein, Folgen sind aber oft, wenn ein DCP daraus erstellt wird, blasse Farben, geringere Schärfe und „Pixelbildung“ bei Überblendungen oder raschen Bewegungen.
Jeder Kinospot muss eigentlich der FSK, der freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft vorgelegt werden. Die prüft, das ist bekannt, ab welchem Alter ein Spot freigegeben wird. Was weniger bekannt ist, die FSK prüft auch, ob Bild und Ton den gängigen Normen entsprechen, um im Kino eine gute Qualität zu sichern. Festivals und regionale Kinos oder z.B. Open Air Veranstaltungen nehmen Spots auch oft Kinospots ohne FSK Freigabe, aber sobald man überregional oder bundesweit werden möchte, ist eine FSK Prüfung zwingend. Z.B. darf ein Spot, der erst ab 12 freigegeben ist, nicht vor einem Film ab 6 laufen und das mag nicht jeder Kinobesitzer selbstverantwortlich entscheiden. Gleiches gilt für die Freigabe an stillen Feiertagen. Die Abwicklung der FSK übernehmen wir auch gerne für Sie, wenn Sie bei uns das DCP in Auftrag geben. Bei Filmproduktionen ist eine FSK ggf. auch zwingend und im Einzelfall zu prüfen, da sie auch durchaus nicht ganz günstig ist. Weitere Infos: Link zur FSK
Das fertige DCP ist ein Ordner, in dem zwei MXF Files sowie 3 bis 4 Begleitdateien liegen. Mit dem VLC Mediaplayer kann man den Ton anhören und oft auch das Bild anschauen, wobei das möglicherweise extrem grünstichig erscheint, was daran liegt, dass der Player den XYZ Farbraum nicht versteht. Ansonsten gibt es kostenlose DCP Player, die 15 Sekunden als Demo abspielen können. Aber richtig anschauen kann man ein DCP tatsächlich nur im Kino. Werbespots können dabei per Internet übertragen werden, dass sie in der Regel um 500 MB +/- haben, ein Spielfilm aber schon eher um 120 GB. Das heißt, ein Spielfilm oder Dokumentarfilm muss auf eine externe Festplatte. Da alle Digitalen Projektionssysteme Linux basiert sind, sollte die Platte idealerweise .ext3 formatiert sein. Das ist aber, wenn man einen Mac oder PC hat, nicht ganz einfach. Wobei es von Paragon gratis Tools dafür gibt. Die meisten Kinos aber haben externe Server oder Rechner, über die sie die DCP's auf die Projektoren laden.
Gängige Formate:
Flat, 1998 x 1080 Pixel, 72 dpi ( Features und Werbung )
Scope 2048 x 858, 72 dpi ( Features, Werbung eher nicht )
und jeweils verdoppelt für UHD/4K - Achtung: 4K und HFR ( High Frame Rate ) können nicht alle Kinos/Festivals!
Ideale Formate:
AppleProResHQ, DPX oder TIFF Einzelbilder - es geht aber auch von MP4 oder beliebigen anderen Formaten
- und bei uns natürlich auch von Videokassetten.
Tonformate:
Stereo oder 5.1 nach LEQ82 ( oder maximale Spitzenpegel bei ca. -4,5 dB )
Achtung. Stereo klingt bei Werbespots im Umfeld mit 5.1 Filmen eher "mager"
Anliefern im RGB ( 444 ) oder YUV ( 422 oder 420 auch 709 genannt ) Farbraum. Farbraum unbedingt deutlich angeben.
Keinen technischen Vorspann. Bild und Ton Files müssen zeitgleich starten.
Das DCP hat in der Regel die Framerate des angelieferten Files. Gängig sind 24 oder 25 fps. HFR ( 48 oder 50 fps ) können nicht alle Kinos!
Für Werbung ist oft 24 fps Pflicht.
29,97 fps ist zwar möglich, aber auch hier: Es läuft dann nur sehr eingeschränkt!
Bei Anlieferung anderer Framerates Tonveränderung und Laufzeit beachten.
Bis Ende November ( es zählt das Datum des Material-Eingangs ) bieten wir Spielfilm oder Dokumentarfilm Produktionen eine Einlicht-Abtastung von 16 oder 35mm Positiv oder Negativ in Apple ProResHQ 422 inkl. der Erstellung eines DCP. Bedingung ist, dass die Abtastung als Einlicht-Abtastung erfolgen kann, also nur eine Grundeinstellung bei der Abtastung nötig ist. Zusatzleistungen wie Reinigung, Farbkorrektur, Degraining oder Retusche sind nicht enthalten, können aber zugebucht werden. Die Filmlänge darf maximal 120 Minuten betragen. Für den Transport des DCP muss eine Festplatte ( 200 GB ) mit angeliefert werden. Der Pauschalpreis beträgt € 700 + Mwst zuzügl. Versand.
Für alle weiteren Fragen, wenden Sie sich gerne an uns.